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Mit digitalen Textildrucktechnologien neue Kundenstämme erschließen

Julia Bernert

Veröffentlicht am 07.08.2023

Vier Monate nach dem erfolgreichen Abschluss des Planinsolvenzverfahrens hat sich Textildruck Europa von der ersten unabhängigen Druckerei in der DDR zu einer bedeutenden Größe im Bereich des Textildrucks und der Fulfillment-Dienstleistungen in Europa entwickelt. Das Unternehmen bietet eine breite Palette von Möglichkeiten für die Veredelung von Textilien durch Druck.

Ein entscheidender Schritt während des Sanierungs- und Neuausrichtungsprozesses war die Investition in hochmoderne Technologien für den digitalen Textildruck. In unseren Gesprächen haben wir uns sowohl mit Lars Losse, dem CEO von Textildruck Europa, als auch mit Jean-Luc Losse, dem Leiter des E-Commerce, ausgetauscht.

Warum haben Sie in Erwägung gezogen, Digitaldruckfunktionen hinzuzufügen? Was bot das, was für den Siebdruck eine Herausforderung gewesen wäre?

Jean-Luc Losse: „Digitaldruck hat natürlich ganz andere Vorteile als der Siebdruck. Mit einer ersten Kornit Digital Maschine haben wir den Digitaldruck vor mittlerweile acht Jahren bei uns integriert. Der Hauptgrund war die Produktion mit der Auflage eins, also ein Stück pro Design, was im Siebdruck gar nicht möglich ist. Print-on-Demand ist auch heute noch unser Hauptnutzungsbereich für den Digitaldruck.“

Wie entscheiden Sie bei der Wahl des Produktionsverfahrens je Kunde und Auftrag, was im Siebdruck und was im Digitaldruck hergestellt wird?

Jean-Luc Losse: „Das ist in manchen Fällen völlig klar: Bei Print-on-Demand, Auflage eins, geht nur Digitaldruck; bei Motiven mit wenigen Farben und bei großen Stückzahlen macht nur Siebdruck Sinn. Und bei allem dazwischen, also kleinen Auflagen und vielfarbigen Motiven, da entscheiden am Ende die Produktionskosten.“

Warum haben Sie sich für die Technologie von Kornit Digital und nicht für einen anderen Anbieter entschieden?

Lars Losse: „Für uns stand damals Print-On-Demand im Fokus, und wir suchten auf dem Markt nach Möglichkeiten, um digital zu produzieren. Wir haben uns verschiedene Systeme angesehen, aber Kornit Digital war zu diesem Zeitpunkt fast der einzige Anbieter, der Digitaldruckmaschinen für Textilveredelung überhaupt zu bieten hatte. So fiel die Entscheidung für ein Kornit Digital System zusammen mit einer Palette und einem Trockner, um diesen Bereich kennenzulernen und den Digitaldruck nach und nach technisch anzubinden.“

Welche Möglichkeiten hat die Digitalisierung geschaffen, die Sie mit Siebdruck allein nicht nutzen konnten?

Jean-Luc Losse: „Im Digitaldruck können wir on-demand produzieren, also erst auf Bestellung, Auflage eins. Wir müssen keine größeren Mengen produzieren und bevorraten, es wird nicht zu viel produziert, nur das, was gerade benötigt wird. Und der zweite große Vorteil ist die Individualisierung. Jedes Motiv kann im Digitaldruck einzigartig sein – mit Namen, mit individuellen Bildern und so weiter.“

Lars Losse: „Ich bin überzeugt, dass unsere Investition in den Digitaldruck damals die richtige Entscheidung war. Über Print-On-Demand hinaus haben wir damit die Möglichkeit, vielfarbige Drucke in kleineren Auflagen kostengünstig zu produzieren. Im Siebdruck muss man ja zunächst einen Film erstellen, also eine Druckvorlage, daraus dann ein Sieb, und man muss man die Maschine einrichten. Im Digitaldruck fällt das alles weg. Deshalb lassen sich vielfarbige Motive in Kleinauflagen sehr günstig umsetzen.“

Wie viele Kornit Digital Systeme haben Sie aktuell im Einsatz? Und warum haben Sie sich in dieser Hinsicht kontinuierlich verbessert?

Jean-Luc Losse: „Wir haben aktuell vier Kornit Digital Systeme. Das erste davon war eine Kornit Digital Hexa, kurz danach kam eine Kornit Storm Hexa, beide noch im Einsatz. Vor anderthalb Jahren folgte die Kornit Avalanche HD6 und letztes Jahr zu Weihnachten haben wir uns noch die Kornit Atlas MAX geholt.

Die Hauptgründe für diese Verbesserungen sind zum einen der höhere Output der Systeme und zum anderen die bessere Farbtechnologie – also schönere Farben, bessere, attraktivere Drucke. Die älteren Systeme behalten wir, um damit weiterhin spezifische Produkte zu bedrucken, für die diese Maschinen noch gut geeignet sind.“

Welche Arten von Materialien/Textilien haben Sie bisher bedruckt?

Jean-Luc Losse: „Die Kernprodukte, die wir veredeln, sind T-Shirts, Sweatshirts, Hoodies und Jacken, und zwar vorwiegend aus Baumwolle – Mischungen von 50-50 bis 85-15 oder auch 100 % Baumwolle. Das gilt sowohl im Siebdruck als auch im Digitaldruck. Über die Jahre hat sich daran nichts Wesentliches geändert.“

Haben Sie mit Kornit Digital etwas erlebt, das Sie noch nie zuvor gesehen haben?

Jean-Luc Losse: „Ja, zum einen die On-Demand-Produktion, die Auflage eins in der Produktion, und zum anderen die Individualisierung, die ja im Siebdruck überhaupt nicht möglich ist – oder nur über andere Verfahren wie Transfer, Flex und Flock, bei denen aber die Qualität geringer ist. So konnten wir einen gänzlich neuen Kundenstamm generieren, der vorher nicht denkbar war.“

Wo sehen Sie den größten Nutzen durch die neue Technologie?

Lars Losse: „Ich denke, dass der Digitaldruck generell eine Bereicherung für den Textilveredelungsmarkt ist. Für uns als Produzent wie auch unsere Kunden hat er ganz neue Geschäftsfelder eröffnet. Darin sehe ich eine große Chance für den gesamten Markt. Trotz Überflutung und Überheizung im Merchandising-Bereich kann sich die Branche weiterentwickeln und weiterhin wachsen.“