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Vom Stachel-Kaktus zur Lederjacke

Caroline Zöller

Veröffentlicht am 18.12.2019

Die Herstellung von Leder aus Tierhaut hat lange Tradition. Das Gerben ist allerdings mit dem Einsatz vieler Chemikalien verbunden. Und das hat große Auswirkungen auf die Umwelt. Über 250 verschiedene Substanzen werden gebraucht, um aus der verderblichen Tierhaut haltbares Leder zu machen – unter anderem sind Formaldehyd, Cyanid, Arsen und Chrom mit dabei. Nicht selten gelangen im Produktionsprozess Reste dieser Stoffe ins Grundwasser, in die Meere und schlussendlich in die Lebensmittelkreisläufe der Menschen. Auch die Aufzucht von Nutztieren zur Produktion von Tierhäuten verursacht Emissionen. Dabei gibt es alternative Materialien, die die Lederindustrie revolutionieren können und die von immer mehr Unternehmen angeboten werden.

In Guadalajara, Mexiko, haben sich die Unternehmer Adrián López Velarde und Marte Cázarez auf die Herstellung veganen Leders aus Kaktusblättern spezialisiert. Ihr Desserto-Leder (Link https://desserto.com.mx) aus der Haut des Feigenkaktus kommt ohne chemische Verarbeitung aus und ist teilweise biologisch abbaubar. Da der Kaktus kaum Wasser braucht, um zu wachsen, ist die Herstellung besonders ressourcenschonend und nachhaltig. Auch für die Weiterverarbeitung wird deutlich weniger Wasser genutzt als bei der herkömmlichen Lederproduktion. Zudem ist das Material strapazierfähig, flexibel, atmungsaktiv und besticht mit einer Haltbarkeit von mindestens 10 Jahren, einer nicht zu missachtenden Zeitspanne für rein pflanzliche Lederprodukte.

Hier im Video beschreiben die beiden mexikanischen Entrepreneure, wie das Kaktusleder hergestellt wird. Nicht erschrecken: Nach ca. 30 Sekunden wird Englisch gesprochen.

Desserto kommt in immer mehr Branchen zum Einsatz und stellt durch seine reißfeste, geschmeidige Beschaffenheit sicher, dass es selbst höchsten technischen Anforderungen der Industrie gerecht wird und sich von herkömmlichem Leder kaum unterscheidet. Besonders beliebt ist sein Einsatz in der Möbel-, Automobil- und Modeindustrie als Accessoires, Kleidung und Polsterüberzug.

Neben Kaktusblättern dienen aber auch andere Materialien als Lederersatz, beispielsweise die Fasern von Ananaspflanzen. Hier im Video wird die Herstellung von Ananas-Leder beschrieben.

Bei den veganen Schuhen der Marke NAE zum Beispiel kommt es zum Einsatz. Aber auch Palmblätter und Pilze können zu Lederstoffen weiterverarbeitet werden. Und Leuchturm-Beispiele aus der Industrie sind auch schon bekannt: Das E-Auto Taycan von Porsche kann durch die Umstellung der Polster von tierischem Leder auf nachhaltige recycelte Polyesterfasern 80% der CO2-Emissionen einsparen.

Es ist jetzt abzuwarten, ob die Nachfrage nach umweltfreundlicheren Ledermaterialien in Zukunft steigen wird. Aber wenn, dann sind die beiden mexikanischen Unternehmer Velarde und Cázarez vorbereitet – sie erweitern ihre Kaktus-Anbauflächen seit Jahren.

Bild:

Kaktus: Yaniv Knobel auf unsplash.com

Leder: Desserto