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Nachhaltigkeit: Derzeit der Mega-Trend bei den Funktionsmaterialien

Julia Bernert

Veröffentlicht am 02.01.2020

Von recycelten Fasern über recyclingfähige Materialien bis zu biologischer Abbaubarkeit und der Einsparung von Wasser – Möglichkeiten für innovative Stofflösungen gibt es derzeit viele.

Ohne Innovationen im Bereich Nachhaltigkeit geht derzeit bei den Funktionsstoffen gar nichts. Während sich die Hersteller früher darin maßen, wer die leichtesten, robustesten, wasserdichtesten und atmungsaktivsten Stoffe entwickeln konnte, geht es heute vor allem darum, wer die Grenzen des bisher Machbaren bei den Rohstoffen und nachhaltigen Produktionsmethoden weiter verschiebt.

Egal ob recycelte Fasern, recyclingfähige Materialien, das wichtige Thema biologische Abbaubarkeit, die Einsparung von Wasser, nachhaltige Beschichtungen oder die Verwendung von Naturfasern als Funktionsfasern – es gibt derzeit jede Menge Möglichkeiten für innovative Stofflösungen. Entsprechend vielfältig sind die Produktinnovationen, die die Stoffhersteller derzeit für die Herbst-/Wintersaison 2021/22 vorstellen.

So hat der japanische Faserspezialist Teijin erstmals ein 3-Lagenmaterial entwickelt, das komplett aus recyceltem Polyester besteht. Die Sortenreinheit des Materials macht es möglich, dass es selbst wieder recycelt werden kann – eine zwingende Voraussetzung für eine Kreislauffähigkeit von Produkten. Bislang waren laminierte 3-Lagenmaterialien kaum recycelbar, weil die Membran aus einem anderen Material bestand als der laminierte Stoff und beides nur aufwändig zu trennen war.

Auch die Entdeckung neuer oder alter Faserarten spielt derzeit eine große Rolle. So werden Stoffe aus Brennnessel, Soja, Ingwer oder Abaca (Bananen Hanf) entwickelt. Als Alternative zu Leder und als Reaktion auf die steigende Nachfrage von veganen Produkten gibt es zudem immer neue Rohstoffe, aus denen lederähnliche Materialien hergestellt werden. Die mexikanische Firma Desserto hat gerade einen solchen Stoff aus der Kaktusart Nopal vorgestellt. Für Taschen wird das bastähnliche Material Raffia aus Palmblättern immer beliebter. Faserspezialist Tintex präsentierte zudem mit „EcoHeather“ ein Garn, das aus Spinn-Abfällen aus Naturfasern wie Baumwolle, Wolle, Cashmere, Leinen, Seide oder Modal und Viskose hergestellt wird.

Das Färben von Stoffen benötigt viele Chemikalien und viel Wasser, deshalb sehen wir auch in diesem Feld derzeit viele neue Lösungen. So bieten erste Stoffhersteller Textilien an, die mit Farben gefärbt wurden, die aus Abfällen der Nahrungsmittelindustrie gewonnen wurden, wie beispielsweise der japanische Stoffhersteller Toyoshima. Auch wassersparende Färbeverfahren wie Spin-dye und Dope-dye setzen sich weiter bei Stoffen und Zutaten durch und zeigen innovative Produkte, wie beispielsweise erstmals Reißverschlüsse, die nicht gefärbt wurden, sondern deren Farbpigmente bereits im Spinnprozess zugegeben wurden. So kann der Färbeprozess komplett eingespart werden.

Neue Produktionsmethoden kommen auch beim US-amerikanischen Faserspezialisten Primaloft zum Einsatz. Er reduzierte den Ausstoß von CO2 um die Hälfte, indem er bei der Produktion der Isolationswatte auf das Erhitzen der Fasern komplett verzichtete. Diese Technik wird zuerst für die Primaloft Gold Serie angewandt und soll in den kommenden Jahren auf alle Produktgruppen ausgeweitet werden. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Vermeidung von Microplastik durch die Entwicklung von neuen Fleece-Stoffen, die weniger Fasern beim Waschen und Tragen emittieren. Dafür forscht die Textilindustrie einerseits an neuen Stoffkonstruktionen, die den Faserflor fester einbinden – wie beispielsweise bei Polartec, oder an biobasierten Fasern, die besser biologisch abbaubar sind.

Foto: Primaloft