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Plastik-Kunst mit nachhaltiger Wirkung

Caroline Zöller

Veröffentlicht am 02.01.2020

Ein Laden in London polarisiert mit großflächigen Fotografien von Müll und konfrontiert Besucher mit dem weltweiten Plastik-Konsum.

Die Verschmutzung der Weltmeere durch Plastikmüll ist ein großes Problem. Jedes Jahr gelangen rund 8 Millionen Tonnen Kunststoffe in die Ozeane und bedrohen sowohl Meereslebewesen als auch die Gesundheit der Menschen rund um den Globus. Da sich Plastik durch Sonneneinstrahlung und Salzwasser langsam und stetig in kleinste Mikropartikel zersetzt, ist es selbst zum tiefsten Punkt des Meeres – dem Marianengraben im Indischen Ozean – vorgedrungen. Gelangt es durch Luft, Nahrung oder Wasser in den menschlichen Blutkreislauf, hat es verheerende Folgen für die Gesundheit.

Um die Menschheit für dieses Problem zu sensibilisieren und bereits beim persönlichen Konsum von Plastikprodukten jedes Einzelnen anzusetzen, sind bereits viele bemerkenswerte Projekte entstanden. Dazu zählen die Kunst-Installationen „Over Flow“ von Tadashi Kawamata im Lissaboner Museum of Art, Architecture and Technology. Sie zeigen eindrucksvoll, wie viel Kunststoff in die Flüsse und Meere gelangt. Das Projekt „Ocean Clean Up“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit schwimmenden Inseln im Pazifik Plastikmüll von der Wasseroberfläche einzusammeln.

Ein weiteres Projekt ist die Ausstellung der Künstler von „Shed Design“ im Herzen von London.

Dort konnten Besucher vom 8. November 2018 bis zum 6. Januar 2019 den Pop Up-Store „Pass On Plastic“ besuchen. Das Geschäft war vom Boden bis zur Decke mit Alltags-Plastikprodukten wie Zahnbürsten und PET-Flaschen bedruckt. Je näher die Besucher an die digital gedruckten Tapeten herantraten, desto deutlicher wurde, dass es sich bei dem terrazzo-ähnlichen Tapetenmuster um Abfälle handelte. Es machte die immense Plastik-Menge von Menschen in der westlichen Welt und dessen Auswirkungen auf die Weltmeere auf imposante Art sichtbar. Der Betrachter ist aufgefordert, sich mit dem eigenen Plastikkonsum zu konfrontieren und ihn zu überdenken. Das Besondere an der Darstellung der Plastikteile auf den Wänden: Es handelte sich um echten Müll, der aus dem Meer gefischt und für das Projekt fotografiert wurde. Das Müll-Motiv findet sich auch auf Stoff gedruckt als Vorhang der Umkleide und in der Fassadenverkleidung an der Hauswand. Der individuelle Neon-Schriftzug mit dem Hashtag PassOnPlastic rundet die Bandbreite der eingesetzten Werbetechnik-Materialien ab.

Die Künstler von „Shed Design“ haben in Zusammenarbeit mit Project 0 und Sky Ocean Rescue sowie Botschaftern wie Kate Moss und Prinzessin Eugenie neben der eindrucksvollen Bedruckung der Räume und Fassaden auch wiederverwendbare Produkte entworfen, die auf der Ladenfläche präsentiert wurden. Dabei hat jeder der Botschafter eine Alternative zu einem typischen Einweg-Kunststoffprodukt entwickelt. Über die Thematisierung des Plastik-Problems hinaus bekamen die Kunden Lösungen in Form von nachhaltigen Mehrwegprodukten angeboten. Der Verkaufserlös ging als Spende an den WWF.

Eine Sanduhr gefüllt mit Mikroplastik machte darauf aufmerksam, dass die Rückstände auch in kleinsten Teilchen überall im Meer vorkommen. Der Industriedesigner Brodie Neill arbeitete dabei mit Umweltbehörden zusammen und sammelte Plastikteilchen aus allen möglichen Ecken der Welt, um das Ausmaß zu verdeutlichen, in dem sich das Material verbreitet hat.

Besonders auffällig am Design des Pop Up-Stores war eine einzelne weiße Wand, die aus dem bunten Gewimmel der Plastikmüll-Tapeten herausragte. Die Fläche mit dem Schriftzug „Message without a bottle“ lud Besucher dazu ein, ein ganz persönliches Versprechen abzugeben. Sie konnten auf die Wand schreiben, was sie bezüglich ihres Konsums von Einweg-Kunststoffen im Alltag zukünftig verändern wollen. Die Designer des Shops hoffen, so die Motivation der Menschen zu verstärken, gemeinsam etwas zu verändern. Am Ende des Projekts war jeder Zentimeter der Wand gefüllt.

Bilder: Shed Design