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Welche Folgen hat Corona für die Werbeartikelbranche?

Julia Bernert

Veröffentlicht am 02.04.2020

Als Managing Director des PSI kennt Michael Freter die Werbeartikelbranche wie kaum ein anderer. Im Interview spricht er über die Auswirkungen der Corona-Krise auf den deutschen und den europäischen Markt und lobt dabei das Engagement und die Solidarität vieler PSI Mitglieder in dieser beispiellosen Situation.

Herr Freter, welche Auswirkungen hat COVID-19 auf die Werbeartikelindustrie in Deutschland?
Die Ausbreitung von COVID-19 setzt unserer Branche extrem zu und wir blicken mit großer Sorge auf die aktuellen Entwicklungen. Aufträge werden storniert oder verschoben und die meisten Händler rechnen in den kommenden zwei Monaten mit ausbleibenden Umsätzen. Das ist eine wirklich gefährliche Situation, die gerade kleine Händler die Existenz kosten kann. Die Lieferanten ergreifen ihrerseits die notwendigen Maßnahmen zum Schutz ihrer Mitarbeiter und schicken diese nach Hause oder verordnen Kurzarbeit. Im Moment heißt es für alle, eine Strategie zum Überleben zu finden.

Wie lässt sich das auf Europa übertragen?
Die Auswirkungen sind überall in Europa – ähnlich und ich denke sogar, weltweit. In Italien und Spanien sind die Volkswirtschaften quasi zum Erliegen gekommen und es arbeiten nur noch überlebenswichtige Unternehmen. Ein Beispiel, wie der globale Handel momentan massiv behindert wird, sind die explodierenden Transportkosten für Luftfracht, die das Resultat der am Boden stehenden Passagiermaschinen sind. Während beispielsweise vor der Corona-Krise für den Transport von China nach Deutschland mit ca. 4,00 Euro pro Kilogramm Fracht kalkuliert werden konnte, ruft der Markt aktuell Preise in Höhe von bis zu 17 Euro pro Kilogramm auf. Für Produkte, für die vorher Cent-Beträge veranschlagt wurden, werden heute teilweise zweistellige Beträge gefordert. Solche Entwicklungen setzen europaweit die Margen und folglich unsere ganze Branche massiv unter Druck.

Wie drückt sich das in Zahlen aus?
Sollten – wie von vielen befürchtet – die Umsätze in der Werbeartikelbranche in den kommenden zwei Monaten einbrechen, könnte das zu einem Einbruch im zweistelligen Prozentsatz beim Gesamtumsatz führen. Bei einem europaweiten Umsatz von 14 Mrd. Euro ein riesiger Verlust.

Was tut das PSI, um den Markt in der Krise zu unterstützen?
Als PSI Netzwerk sind wir gerade jetzt verstärkt für unsere Mitglieder und die gesamte Branche da – mit einem täglichen Nachrichten-Dienst, konkreten Hilfsangeboten und wertvollen Services. Wir informieren fast täglich in Form eines Newsflashs über aktuelle Entwicklungen, Hilfsangebote und staatliche Fördermittel. Wer aufgrund ausbleibender Aufträge in Zahlungsnot ist, dem bieten wir verlängerte Zahlungsfristen an. Außerdem stellen wir eigentlich kostenpflichtige Produkte, wie etwa unseren Product Finder, aktuell kostenfrei zur Verfügung. Wir erstellen im Moment auch eine Lieferanten-Verfügbarkeitsliste, die den Händlern übersichtlich zeigt, welche Lieferanten gerade welche Produkte liefern können. Darüber hinaus streuen wir aber auch positive Botschaften aus dem Netzwerk. Viele unserer Mitglieder setzen sich trotz ihrer eigenen Not-Situation für ihre Mitmenschen, für Mitarbeiter in den Supermärkten oder in den Krankenhäusern ein. Das unterstützen wir, indem wir diese guten Nachrichten in den Markt tragen. Denn gerade in diesen Tagen leben wir alle von der Solidarität untereinander und solche Beispiele geben Hoffnung.

Welche langfristigen Auswirkungen wird die Krise auf die Werbeartikelwirtschaft haben?
Nach dieser Krise wird vieles nicht mehr so sein, wie es vorher war. Es ist abzusehen, dass viele kleinere Unternehmen diese Zeit nicht überleben werden. Die Digitalisierung spielt aktuell ihre Stärken voll aus und hält viele Geschäftsmodelle am Leben. Künftig muss Digitalisierung – zusätzlich zum klassischen Business – zu einem Kerngeschäft unserer Branche werden. Hier sehe ich eine große Chance.

Vielen Dank für das Gespräch.