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Der Laufschuh im Abo: So wird Mode nachhaltig abonnierbar

Julia Bernert

Veröffentlicht am 10.12.2020

Recycling bedeutet bislang, dass bei der Produktion neuer Bekleidung recycelte Materialien verwendet werden. Vor allem recyceltes Polyester eignet sich hierfür sehr gut. Recyceltes Polyester wird aber nicht aus alter Bekleidung gewonnen, sondern stammt von alten PET-Flaschen oder Produktionsabfällen. Das ist natürlich nicht verkehrt, aber Kreisläufe der Bekleidungsindustrie lassen sich so nicht schließen. Das ungelöste Problem lautet weiterhin: Was passiert mit Kleidung am Ende ihres Lebenszyklus? Für sie gibt es weder flächendeckend funktionierende Rücknahmesysteme noch die passenden Recycling-Technologien. Doch es gibt erste Leuchtturm-Projekte.

Gerade präsentierte die norwegische Outdoormarke Bergans of Norway die Weiterentwicklung ihrer „Collection of Tomorrow“ und stellte das erste voll recyclingfähige Hemd vor. Es wurde gemeinsam mit dem finnischen Technologie-Start-up Spinnova und dem Textilveredler Halley Stevensons entwickelt und fußt auf dem ersten voll-recyclingfähigen Rucksack, den Bergans letzten Winter erstmals vorstellte. Spinnova kommt aus der Holzindustrie und hat ein Verfahren zur nachhaltigen Herstellung von Zellulosefasern entwickelt, die sich immer wieder recyceln lassen, ohne an Qualität zu verlieren. Damit Bergans das Produkt am Ende der Lebensphase wieder zurück bekommt – was die Voraussetzung fürs Recyceln ist – erwirbt der Käufer lediglich das Recht an der Nutzung des Materials, nicht aber das Recht am Produkt selbst. Nimmt Bergans das alte Produkt zurück, verpflichtet sich die Marke, daraus ein neues Produkt herzustellen und es erneut dem Käufer zu schicken.

Während die Bergans Produkte noch in der Pilotphase sind, ist das Abo-Modell der schweizerischen Running-Marke On schon sehr konkret: Für einen monatlichen Beitrag von 29,95 Euro bekommen Abonnenten exklusiv und automatisch das neueste Laufschuhmodell ihres neuen Recycling-Schuhs „Cyclon“ zugeschickt. Er besteht aus vollständig wiederverwertbaren Materialien und wird am Ende der Lebensdauer – die laut On bei aktiven Läufern nach sechs bis neun Monaten erreicht ist – an On zurückgeschickt. Wer ihn behalten will, hat Pech: On braucht die Schuhe zwingend zurück, sonst fehlen die nötigen Mengen zum Recycling. On verarbeitet die alten Schuhe zu neuen und der Abonnent bekommt ein neues Paar. Im Herbst 2021 sollen die ersten Cyclon Schuhe in über 50 Märkten weltweit erhältlich sein.

Bei On und Bergans sichert die Idee des Abonnements den Rücklauf der recyclingfähigen Produkte. Abonnements können aber auch anders genutzt werden: Das britische Start-up The Devout startete im Sommer mit einem Mode-Abonnement für Designer- und Alltagsbekleidung für Männer und Frauen mit Marken wie z.B. Levi’s, Tommy Jeans, Calvin Klein Jeans, Jack and Jones, Farah, Original Penguin und Vintage Ralph Lauren. Für monatlich ca. 88 Euro können sich die Abonnenten fünf Produkte pro Monat ausleihen. Sobald die Kleidungsstücke nicht mehr ausgeliehen werden können, werden sie zum Verkauf angeboten. Alle nicht verkauften Artikel landen schließlich in Wohltätigkeitsläden. Ziel ist es hierbei, Produkte effizienter zu nutzen als bisher, indem einerseits die Nutzungsdauer verlängert wird und andererseits die Menge an Kleidung abnimmt, weil mehrere Menschen die gleichen Produkte nutzen.

Fotos: On Running; Bergans of Norway