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Abkopplung von China ist keine Lösung

Julia Bernert

Veröffentlicht am 15.11.2023

China zeigt Anzeichen einer Deflation – ein Alarmsignal. Eine Krise könnte sich auch auf die Werbeartikelwirtschaft auswirken.

Zahlen und Hintergrundinformationen rückt China nur sparsam heraus. Dennoch stehen die Zeichen auf Krise: Die Deflation ist in Reichweite, der überdimensionale Immobiliensektor droht zusammenzubrechen, die Arbeitslosigkeit erreicht Rekordwerte und Investitions- und Reformbereitschaft sind rückläufig. Aufgrund der großen wirtschaftlichen Verflechtungen wirkt sich die Entwicklung auch auf deutsche Unternehmen spürbar aus.

China als traditioneller Partner der Branche

Die Werbeartikelbranche ist unmittelbar betroffen. Ein Großteil der Importe kommt aus China, wo viele Unternehmen mit eigenen Büros, Niederlassungen und Produktionsfirmen vertreten sind und eng mit einheimischen Herstellern und Distributoren zusammenarbeiten. Wir haben uns unter Importeuren umgehört, wie sie die Lage beurteilen, ob sie sie bereits Auswirkungen auf ihr Geschäftsmodell erkennen und wie sie damit umgehen:

„Wir profitieren von kürzeren Lieferzeiten und Preisvorteilen“, sagt Peter Baumann, Know how international. Er ist davon überzeugt, sich auch langfristig auf seine Partner in Südostasien und China verlassen zu können. „. Allerdings merken wir schon, dass die Fabriken weniger ausgelastet sind und die Durchlaufzeiten kürzer werden. Man ist wieder froh über jeden Auftrag, auch aus dem Ausland, weil auch die Inlandsnachfrage rückläufig ist.“ Das führe unter anderem zu einem größeren Entgegenkommen bei Preisverhandlungen.

Für Marcus Sperber von elasto minimiert eine frühzeitige Planung und Abstimmung mit Lieferanten die Probleme. „Die Zusammenarbeit mit unseren Produzenten erfordert nun eine verstärkte Kommunikation und Planung, um auf mögliche Lücken zu reagieren. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, versuchen wir unsere Produktionspläne weiter im Voraus zu erstellen und enger mit unseren Herstellern zu kooperieren.“ Er hofft langfristig auf sinkende Preise für Werbeartikel.

Schnelle Veränderungen der Lieferketten und hohe Fluktuationen, prägen für Lorne Spranz von der Spranz GmbH das Chinageschäft. Er fürchtet negative Auswirkungen auf die Branche durch einen großen Überwachungs- und Präsenzaufwand. „Wir beobachten, dass beispielsweise Lockangebote den Absatz ankurbeln sollen. Doch was zunächst vorteilhaft erscheint, sieht in der Realität oft anders aus.“

Sascha Thielen, TLN Trade Company bleibt dagegen gelassen: „Krisen gehören zum Geschäft und sind zu bewältigen.“ In seinem Unternehmen sei das China-Geschäft leicht rückläufig, Bei der Lieferfähigkeit gäbe es keine Probleme, die Lieferzeiten seien allerdings länger geworden.

Hintergründe und Fakten zur China-Krise und detaillierte Einschätzungen des wirtschaftlichen Risikos lesen Sie in der November-Ausgabe des PSI Journals.

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