Nie wieder Glitzer?
Veröffentlicht am 30.11.2023
Editorial Manfred Schlösser, Chefredakteur PSI Journal
Die Welt, zumindest die europäische, soll frei von Mikroplastik werden. Seit Mitte Oktober gilt in der ersten Stufe schon mal ein Verbot für die Produkte, die zugesetztes Mikroplastik enthalten. Das betrifft Glitzer im Bereich von Schminke und Kosmetik, Deko oder Spielwaren, vornehmlich losen Glitzer, der sich von den Produkten ablösen kann. Die Folge: in manchen Drogerie-Märkten und Bastelläden sind die Regale mit Glitzer-Produkten leergefegt, Hamsterkäufe sind wieder angesagt.
In den sozialen Medien ist der Aufstand groß. Influencer, aber auch Showtanzgruppen und Bastelläden, laufen Sturm, andere klären auf. Wie so oft wird abgewiegelt: „Bringt nix“ heißt es und „immer auf die Kleinen“, oder aggressiver gar „Diktatur Europa“. Der Fingerzeig auf andere, noch schlimmere, ist ein beliebtes Ablenkungsmanöver.
Dabei sollen schon rund 21 Millionen Tonnen Mikroplastik in den Meeren treiben. Pro Kubikmeter Wasser haben Wissenschaftler 7.000 Plastikpartikel ermittelt. Die verwendete Menge an Primärem Mikroplastik, an Stoffen also, die bewusst eingesetzt und eingebracht werden, liegt in der EU bei 145.000 Tonnen. Wobei zwei Drittel der Primärverschmutzung in Form von Granulat auf den Kunstrasenplätzen Europas liegt und nach und nach in die Umwelt gelangt. Selbst wenn manche Zahlen in diesem ganzen Themenkreis, je nach Institut und Definition, übertrieben oder auch verharmlost werden – die Situation ruft alle auf den Plan, denen an Nachhaltigkeit und Umwelt gelegen ist. Die Welt hat es wohl verstanden: Immerhin trafen sich vor kurzem Vertreter aus 170 Staaten in Nairobi, um das Thema Plastikmüll in den Griff zu kriegen.
Auch die Werbeartikelwirtschaft, besonders ihre Hersteller und Importeure, werden schon heute, aber verstärkt in den kommenden Jahren, genau hinsehen müssen, welche Produkte mit welchen Inhalten sie in ihr Sortiment aufnehmen. Das Glitzer-Verbot ist erst der Anfang einer Reihe von Einschränkungen, die in den nächsten Jahren folgen werden. Immer riskanter dürfte der Direkt-Import für den Handel werden, wenn nicht kompetente und professionelle Prüfung garantiert ist. Abgesehen davon dürfte der Industriekunde immer penibler hinsehen, wenn es um besagte Produkte geht. Guter Effekt all der Maßnahmen: Es wurde noch nie so viel an Alternativ-Produkten geforscht wie heute. Bei aller nötigen Verantwortung und auch mit Blick auf die derzeit großen Probleme der Welt – lassen Sie uns die vorweihnachtliche Zeit trotzdem genießen und uns auf schöne Festtage vorbereiten. Ich wünsche Ihnen ganz viele schöne Stunden und Tage im Kreis Ihnen lieber Menschen!
Manfred Schlösser, Chefredakteur PSI Journal
Einen ausführlichen Beitrag zur Mikroplatik-Problematik lesen Sie in der Dezember-Ausgabe des PSI Journals.