Adieu Greenwashing
Veröffentlicht am 14.06.2024
Editorial Manfred Schlösser, Chefredakteur PSI Journal
In der Werbung sind es Claims, die Botschaften zu Unternehmen, Produkten oder Dienstleistungen beschreiben und senden. Green Claims sind umweltbezogene Botschaften. Sie sollen Umweltfreundlichkeit signalisieren und begleiten inzwischen nahezu jedes Produkt. Was viel benutzt wird, weil es viel nutzen soll, das wird auch oft falsch eingesetzt, bewusst oder fahrlässig. Nach einer Studie der Europäischen Kommission waren 53 Prozent aller diesbezüglichen Claim-Aussagen vage, irreführend oder gar nicht begründet. Damit soll Schluss sein.
Wenn man sich durch die Homepages der Werbeartikelwirtschaft klickt, findet man auch tausendfach Claims wie: „öko“, „grün“, „umweltfreundlich“, „ökologisch“, „biologisch abbaubar“ oder gar „klimaneutral“. All das wird in Zukunft verboten sein, wenn es nicht auf nachgewiesenen Umweltleistungen beruht. Grundsätzlich müssen diese Green Claims ein externes Prüfsystem durchlaufen und eine Konformitätsbescheinigung erhalten haben. Hiermit sollen Verbraucher vor unbegründeter und zweideutiger Werbung geschützt werden. Betroffen sind eigentlich alle Unternehmen, die Waren oder Dienstleistungen in Verkehr bringen. Wer die Warnungen in den Wind schreibt, den treffen empfindliche Strafen. Kleine und Kleinst-Unternehmen sind vorerst ausgenommen. Aber wie lange noch? Bleibt zu hoffen, dass die Green Claims-Richtlinie nicht zu unschönen Wettbewerbsrangeleien und -klagen führt. Es wird einige Zeit dauern, bis alle unbestimmten Claims korrigiert sind, die dann unters Verbot fallen. In anderen Branchen sind es oft Verbände, die in ähnlichen Situationen Clearingstellen bilden. Nicht im Sinne von Schlichtung, sondern im Sinne von neutraler Meldestelle, die Anonymität zusichert. Dann ist es der Verband, der das jeweilige Unternehmen auf seine Fehler hinweist und zur Abhilfe aufruft.
In einer Branche mit fast unzähligen Produkten, die zum Großteil aus Fernost kommen, wird es großer Aufmerksamkeit bedürfen, um dem neuen Regelwerk in der Praxis Geltung zu verschaffen. Und, das ist auch klar: Es wird mehr Geld kosten und Bürokratie im Schlepptau haben. Umso mehr muss sichergestellt sein, dass die neuen „Spielregeln“ überall in Europa in gleichem Maße kontrolliert und Verstöße sanktioniert werden. Hier braucht Europa ganz bestimmt kein „Europa der zwei Geschwindigkeiten“. Die Welt hat schon unterschiedliche Geschwindigkeiten genug.
Hoffen wir also, dass die Welt ohne Greenwashing letztlich gerechter, sauberer, transparenter und einem gesunden Wettbewerb dienlich sein wird.
In diesem Sinne,
Manfred Schlösser, Chefredakteur PSI Journal